Bus, Zug, Straßenbahn oder doch lieber das Auto? Wer die Wahl hat, entscheidet sich viel zu oft für das eigene Auto. Es ist ja „eh da“ und viel komfortabler und vermeintlich günstiger, als der teure Nahverkehr mit seiner gefühlt beengten Platzsituation und der Sorge, dass der Zug Verspätung haben könnte. Ob diese Gefühlslage berechtigt ist oder nicht, ist gar nicht so wichtig. Vielmehr führt sie in jedem Fall dazu, dass der Nahverkehr zu selten genutzt wird.
„Also müssen wir es schaffen, mit unserem Nahverkehr im Landkreis Augsburg eine attraktive Alternative zum Pkw anzubieten“, erklärt SPD-Kreisrat Roland Mair. „Mehrere Gesichtspunkte sind dabei wichtig: erstens muss überhaupt ein Verkehrsmittel vorhanden sein, zweitens muss es häufig genug und pünktlich fahren und drittens darf der Komfort im Fahrzeug nicht unterschätzt werden“, so Mair weiter.
Nachdem sich die SPD-Fraktion schon in vielen Initiativen darum gekümmert hat, dass die öffentlichen Verkehrsmittel oft genug fahren und diverse Verbindungsstrecken angeregt hat, geht es dieses Mal um etwas anderes: Im Antrag der SPD-Fraktion für den Kreistag stehen konkrete Forderungen wie Bildschirme für Informationen rund um Fahrpläne, aber auch mit Nachrichten aus aller Welt oder dem Wetter in der Region und ähnliches. Dazu gehört auch WLAN in allen Regionalbussen, einfachste Ticketbezahlung auch mit der App für das Handy, Bereitstellung von Online-Tageszeitungen und vielleicht sogar Getränke im Bus. WLAN soll bis Ende 2020 in allen Fahrzeugen nachgerüstet worden sein, die neuen sind bereits ab Werk mit WLAN ausgestattet, berichtet Kreisrätin Annette Luckner aus dem Arbeitskreis Regionaler Nahverkehrsplan, in dem der Antrag jetzt besprochen worden ist. Bei der Ticketbezahlung stehe man noch am Anfang, so Luckner.
Doch die SPD-Kreistagsfraktion denkt noch weiter. Sie fordert die Untersuchung der ÖPNV-Nutzung im Landkreis mit Testpersonen, die auf den Nahverkehr umsteigen und ihre Erfahrungen und Probleme damit dokumentieren. Im Nachgang sollen Fachleute daraus Schlussfolgerungen ziehen, die beim Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs berücksichtigt werden. Gleichzeitig sollen heutige „Nichtnutzer“ in einer Befragung der Haushalte vor Ort erklären, warum sie keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und was verbessert werden müsste, damit sie den ÖPNV nutzen würden.
Auch Unternehmen im Landkreis sollen eingebunden werden, gerade im Hinblick auf die Universitätsklinik und den damit verbundenen Zuwachs an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Im Landkreissüden sind Amazon und Co. der Grund, den stetig zunehmenden Pendlerverkehr weg vom Auto hin zum ÖPNV zu bringen. Eine weitere Forderung der SPD-Kreistagsmitglieder: Modellkommunen finden, die den Umstieg vom Auto in Zug, Bus und Straßenbahn offensiv vorantreiben wollen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Stadt Gersthofen, die jetzt ein 360-Euro-Ticket einführt.
Einige der Punkte aus dem SPD-Antrag sollen bei der Erstellung des Mobilitätskonzepts, das der Landkreis gerade erarbeitet, berücksichtigt werden. „Dafür haben wir mit unserem Antrag Anstöße gegeben“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Harald Güller, der noch darauf hinweist, dass bei allen Maßnahmen eine Abstimmung mit der Stadt Augsburg und den weiteren Beteiligten des AVV wünschenswert und notwendig ist.