Tariferhöhung ist Gift für den Nahverkehr

09. Juni 2020

Die angekündigte Tariferhöhung im gesamten AVV-Gebiet in der jetzigen Situation sieht die SPD in Stadt und Landkreis Augsburg äußerst kritisch. „Wir fordern vom AVV die Aussetzung der Tariferhöhung, denn in dieser Zeit der Unsicherheit können wir eine solche gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern nicht verantworten“, sagt Florian Freund, Vorsitzender der Fraktion SPD/DIE LINKE im Augsburger Stadtrat. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion im Landkreis Augsburg, Fabian Wamser, nennt die Erhöhung „puren Wahnsinn“.

Jedem sei inzwischen doch klar, dass der Öffentliche Personennahverkehr allein schon aus Klimaschutzgründen gestärkt werden müsse und trotz Corona nicht darauf verzichtet werden könne langfristig viel mehr Nutzer zu bekommen. Harald Güller, SPD-Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender im Landkreis, betont: „Wir fordern einen Schutzschirm für den Öffentlichen Personennahverkehr und für den Schienenpersonennahverkehr auf Länderebene, der die Maßnahmen des Bundes ergänzt. Die Fahrgastzahlen sinken und wir wollen mehr Geld verlangen, das ist Gift für das System!“

AVV-Tariferhöhung
Die Kreisräte Fabian Wamser, Peter Ziegelmeier, Harald Güller und Sabine Grünwald (von links) bei einer Bahnhofsbesichtigung während der Umbauphase (vor Corona, deshalb ohne Mundschutz).

Der AVV müsse unverzüglich auf die geänderten Rahmenbedingungen der letzten Tage und Wochen reagieren. Deutlich weniger Fahrgäste aufgrund von Corona, aber auch seit Wochen niedrige Dieselpreise, ein jetzt soeben gesenkter Mehrwertsteuersatz und vor allem die Finanzspritze des Bundes in Höhe von 2,5 Milliarden Euro seien doch Grund genug jetzt nochmals nachzudenken und die Tariferhöhung zum 1.7. nicht in Kraft treten zu lassen, so die drei SPD-Politiker.

Jetzt Kunden beispielsweise für eine Streifenkarte 11,90 Euro abzuknöpfen statt der bisherigen 11,30 Euro, das wollen sie nicht hinnehmen. Würde der niedrigere Mehrwertsteuersatz berechnet, dürfte sie allein deshalb nämlich gerundet höchstens 11,70 Euro kosten. Doch auch dies ist für Freund, Wamser und Güller noch zu viel: „Die Kalkulationsgrundlagen haben sich geändert und ändern sich in den nächsten Wochen weiter. Deshalb darf diese Preiserhöhung nicht kommen, im Gegenteil, der AVV sollte über Preissenkungen nachdenken, um eine verkehrs- und klimapolitische Katastrophe zu verhindern.“

Wenn der AVV mit billigen Benzinpreisen konkurrieren muss, die Akzeptanz des Öffentlichen Nahverkehrs in Corona-Zeiten sowieso geringer geworden ist und auf all dies mit teureren Tickets antwortet, ist das Ergebnis für die drei SPD-Politiker klar: „Das vergrault weitere AVV-Kunden und neue kommen kaum hinzu. Das ist das Gegenteil dessen, was wir brauchen.“ Es werde Zeit für einen Wechsel der Strategie im AVV. Fehler aus der Vergangenheit schnellstens zu korrigieren, dazu sehen die drei gerade jetzt, wo in Kürze ein neuer Geschäftsführer kommt, einen guten Zeitpunkt.